...und dreht sich mit 33 Umdrehungen pro Minute. Man muss kein Raketenwissenschaftler sein, um den zweiten Frühling der Vinyl-Schallplatte zu bemerken. Ein Grund dafür mag sein: «You can't roll a joint on an iPod – but vinyl» (meint Sängerin Shelby Lynne). Selbst mein Lieblingssender für die tollsten Menschen der Welt sendet eine (eher technisch orientierte) Sachgeschichte zum Thema:
Während die Vinyl-Verkaufszahlen entgegen dem allgemeinen Tonträger-Trend also nicht ins Bodenlose fallen, sterben die traditionellen Plattenläden (sofern sie ihre Gewerbesteuer nicht gerade in Hamburg oder Berlin entrichten) weiter aus:
Dass «der Plattenladen» mehr als nur ein schnöder Umschlagplatz von Handelswaren ist, wo Geld gegen Ware getauscht wird, erläutert Gary Calamar in seinem kurzweiligen Buch zur Kulturgeschichte des Plattenladens mit dem Titel Record Store Days: From Vinyl to Digital and Back Again (Sterling Publishing, 2010).
Musikmanager und Elvis-Entdecker Sam Philips meint: «Ohne die Plattenläden gäbe es keinen Elvis und keinen Johnny Cash.» Und auch Paul McCartney findet: «There's nothing as glamorous to me as a record store.» Während Henry Rollins warnt: «If we lose the independent record store, we lose big.» (Weitere Bekenntnisse auf Record Store Day.com.) Wer eine belletristische Verarbeitung des Themas sucht, sei auf das allseits bekannte High Fidelity von Nick Hornby verwiesen.
Um auf die Lage des unabhängigen Tonträger-Einzelhandels aufmerksam zu machen, gibt es seit 2007 den im April stattfindenden Record Store Day, an dem mittlerweile auch zahlreiche deutsche Läden teilnehmen. Pünktlich zum letztjährigen Event erschien der Dokumentarfilm I Need That Record (Regie: Brendan Toller, 2009).
Die Dokumentation ist seit kurzem via I Need That Record.com erhältlich – auf DVD. Eine Rezension über den auf verschiedenen Festivals präsentierten Film kann man u.a. im Boston Globe nachlesen.
DMAX: So wird's gemacht! Schallplatten (Video)
Computerworld.com: Vinyl record sales doubles in '08, CDs down (Artikel)
Abendblatt.de: Für die Rille läuft's rund – Plattenläden in Hamburg (Artikel)
Die ZEIT: Plattenläden – Hat man da Töne? (Artikel)
The Boston Globe: An ode to the disappearing record store (Artikel)
Amazon.de: Nick Hornby: High Fidelity (Buch)
Amazon.de: Gary Calamar: Record Store Days – From Vinyl to Digital and Back Again (Buch)
1 Kommentare:
Ach, dieses Rumgenöle wegen der toten Plattenläden: kulturpessimistische Larmoyanz. Das Internet ist der beste Plattenladen. Und in den wenigen (real life-)Plattenläden, in denen ich mal war, musste man sich regelmäßig vor der Verachtung der Verkäufer fürchten, wenn man zur falschen Platte griff.
Und Vinyl? Interessiert mittelfristig auch niemanden mehr. Und jetzt erzählt mir bitte nicht, dass da der Sound so special wäre. Will man den hören, muss man tausende Euro in high-end equipment stecken, wenn überhaupt. Mittlerweile gibt es verlustfreie Audioformate. Die halten bei kluger Speicherung auch mind. genau so lang wie 'ne Platte. Der Vorteil: Man braucht keine Waschmaschine!
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