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Mittwoch, 19. November 2008

DVD-Kaufbefehl: Standing in the Shadows of Motown

Wer hatte mehr Nummer-Eins-Hits als die Beatles, die Beach Boys, die Rolling Stones und Elvis Presley zusammen? Es ist wohl die erfolgreichste und gleichzeitig unbekannteste Band der Welt, deren Name zu erraten selbst für die Millionen-Frage bei Günther Jauch viel zu schwierig wäre: Antwort F, die Funk Brothers, wäre die richtige Lösung.

Die Funk Brothers waren bzw. sind eine Gruppierung von Studiomusikern, die von 1959 bis zum Umzug des Labels nach Los Angeles 1972 in einem winzigen Keller eines unscheinbaren Wohnhauses in Detroit, dem Studio A, einen Großteil der Motown-Tracks eingespielt haben – und deren Namen kaum Erwähnung fanden.

Auf der DVD kommen die Musiker zu Wort und es gibt Beiträge zu bereits verstorbenen Bandmitgliedern, darunter Größen wie der Pianist Earl Van Dyke und der (posthum) häufig als bester Bassist aller Zeiten bezeichnete James Jamerson. Letzterer hat auch die World's Prettiest Bassline zu verantworten (auf Darling Dear [ansehen] von den Jackson 5).

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Buch von Allan Slutsky (für den Namen kann er nichts, für das kaum weniger zweideutige Autoren-Pseudonym Dr. Licks dagegen schon). Darin werden Einblicke in die Entstehungs-Geschichte von zahllosen Welthits und in die Arbeitsweise von Motown gewährt.

Zusammengefasst: in fünf Minuten einen Hit machen müssen, miese Bezahlung, Aufnahme-Sessions bis tief in die Nacht – und Ruhm und Geld ernten die Sänger (bzw. Berry Gordy). Eine Stellenausschreibung, auf die normalerweise keine hochqualifizierte Musikfachkraft reagieren würde. Bemerkenswerterweise sagen aber alle im Film gefragten Musiker, dass es eine tolle Zeit gewesen sei: «We had fun».

Auch Anekdoten werden zum Besten gegeben (und nachgestellt), z.B. von den Aufnahmen zu Marvin Gayes What's Going On. Gaye gefielen die (anspruchsvollen) Basslinien noch nicht so richtig. Er schlug vor, James Jamerson solle kommen und sein Glück mit dem Bass-Part versuchen. Der wurde auch sofort herangeschafft – direkt aus der Kneipe. Jamerson war noch so voll, dass er sich nicht aufrecht halten konnte und seine Kollegen fürchteten, er könne vom Hocker fallen. Also spielte er seinen Part auf dem Studioboden liegend ein. Er machte dies – trotz seines Zustands und auf dem Rücken liegend – besser als manch anderer gestandener Bassist. Marvin Gaye war zufrieden. Und Jamerson starb im Alter von 45 Jahren an den Folgen seines Alkoholismus.

Dazu gibt's noch Konzertausschnitte von einem Wiedersehens-Treffen in Detroit und eine Bonus-Disc mit Zusatzmaterial, u.a. Kurzbiographien der wichtigsten Mitglieder. Insgesamt eine längst überfällige Würdigung von äußerst unterbewerteten Musikern.

ManTie.pngAmazon.de: Standing in the Shadows of Motown (Premium Edition, 2 DVDs)Amazon.de

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hören ist gehorchen!
Soeben über Deinen Amazon Link bestellt.
Schönen Gruß
Gorden

S.O.S. hat gesagt…

Da haben dann alle was von: die Funk Brothers etwas Aufmerksamkeit, ich 5% Umsatzbeteiligung aus dem Amazon-Partnerprogramm – und du einen tollen Film.

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