Die tolle amerikanische Fotografeuse Annie Leibovitz begann ihre karla-kolumna-ähnliche Karriere Anfang der 1970er Jahre beim Rolling Stone Magazine, wo sie bis zur Chef-Fotografin aufstieg. In dieser Funktion hat sie zahlreiche bekannte und weniger bekannte Musiker vor der Linse gehabt. Einige davon sind in dem prachtvollen Band Annie Leibovitz: American Music (Random House, 2003) porträtiert.
Das großformatige Werk zeigt vor allem Arbeiten aus der Jahrtausendwende, es sind jedoch auch ältere Aufnahmen aus ihrer Anfangszeit dabei. Unter den Abgebildeten finden sich Prominente wie Bob Dylan, Johnny Cash, Dolly Parton, Eminem, Brian Wilson – und natürlich das berühmte Foto vom halbnackten Iggy Pop. Daneben werden auch weitgehend unbekannte Musiker porträtiert. Zusammen bilden sie einen Querschnitt des amerikanischen Musikkosmos' ab.
Dazu gesellen sich ein halbes Dutzend kurze Texte von Beck, Patti Smith und anderen. Ein Rezensent der Süddeutschen Zeitung meinte 2003, die Fotographien seien «ruhig, zuweilen erbarmungslos nüchtern, aber vom Ton des Blues, des Rock und des Soul beseelt.» Stimmt. Und wo findet man schon das Haus, in dem Aretha Franklin ihre ersten Lebensjahre verbrachte, oder ein Gruppenfoto von der Stax Records Reunion 2002 mit Isaac Hayes, Booker T. Jones, Eddie Floyd, William Bell, David Porter, Carla Thomas und ein paar Nachbarsjungen, die zufällig im Bild rumstehen?
Beeindruckend ist bereits das Foto, welches fürs Buchcover ausgewählt wurde: Es zeigt eine Detailaufnahme eines Plattenspielers des deutschen Herstellers Dual, darauf eine LP der ziemlich unbekannten weißen Gospelgruppe The Stamps.
Aus der Bildbeschreibung ganz hinten im Buch erfährt man, dass die Aufnahme Elvis Presleys Plattenspieler darstellt. Und zwar in dem Zustand, in dem dieser in Elvis' Schlafzimmer an seinem Todestag vorgefunden wurde. Vielleicht war dies die letzte Platte, die der King vor seinem Tod gehört hat, noch dazu auf einem Gerät von Dual. Darauf ein kräftiges Unchained Melody (von den Supremes)!
Weitere intime Einblicke in die Seele der amerikanischen Musik, festgehalten auf Fotopapier, erhält der geneigte Leser im erwähnten Bildband.
Amazon.de: Annie Leibovitz: American Music
1 Kommentare:
Annie Leibovitz ist wirklich eine begnadete Fotografin. Schade, dass das Buch so verdammt teuer ist, sonst hätte ich es mir wirklich gerne zugelegt. Aber das nächste Weihnachten kommt ja bestimmt und vorher kann man ja heimlich im Buchladen schmökern... ;-)
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